©Heilbronner Stimme, 13. Juli 2018

Daten ermöglichen zielgerichtete Behandlung

Gemeinnütziges Molit-Institut vermeldet spektakulären Erfolg bei der Krebstherapie

Als gemeinnützige GmbH ist Heilbronner Molit-Institut nicht primär darauf aus, Gewinne zu erwirtschaften. Im Heilbronner Medizintechnik-Cluster spielt das von der Dieter-Schwarz-Stiftung finanzierte Institut für personalisierte Medizin aber eine interessante Rolle. Mit einem spektakulären Behandlungserfolg hat Professor Uwe Martens, der Onkologie-Chef der SLK-Kliniken und Molit-Mitgründer jetzt in der Fachwelt Aufsehen erregt. Der Schlüssel zur Heilung eines seltenen Bauchspeicheldrüsenkrebs liegt in der Arbeit des Molit-Instituts im Wohlgelegen: in der genetischen Charakterisierung des Tumors. „Unsere Erkenntnisse könnten weltweit richtungsweisend für die künftige Therapie dieses Tumortyps sein“, sagt Martens.

„Das ist angewandte Forschung, die beim Patienten ankommt.“ Uwe Martens

Analyse
Bislang orientiert sich die Therapie eines Tumors in erster Linie an dessen Entstehungsort: Haut, Darm, Leber oder eben Bauspeicheldrüse. Molekulare Analysen ermöglichen aber zunehmend die Identifikation genetisch verschiedener Typen, die zum Teil einer ganz anderen Behandlung bedürfen. Bei der Patientin wählte Martens nach der Analyse des Tumors zwei Medikamenten, die nicht für Bauchspeicheldrüsen, sondern für den schwarzen Hautkrebs entwickelt wurden. Der Tumor schrumpfte erheblich und konnte operiert werden. Zweieinhalb Jahre nach der Erstdiagnose gilt die Frau mittlerweile als potenziell geheilt. „Die Lebenserwartung beträgt normalerweise weniger als ein Jahr.“ Die amerikanische Fachzeitschrift „JCO Precision Oncology“ hat jetzt über den Fall berichtet. So können Ärzte weltweit auf die in Heilbronn gemachten Erfahrungen zurückgreifen. „Das ist angewandte Forschung, die direkt beim Patienten ankommt“, erklärt Martens. Auch in der Welt der Medizintechnik ist Big Data ein Schlüsselwort.„Ohne moderne Informationstechnologie lässt sich die Fülle an Daten, die im Rahmen einer individuellen Krebsbehandlung generiert werden, nicht mehr bewältigen“, sagt Professor Christian Fegeler, der das Molit-Institut zusammen mit Martens gegründet hat.

Kein Allheilmittel
Bei einer Molit-Veranstaltung warnte Professor Gerd Antes vom Freiburger Cochrane-Institut kürzlich allerdings, dass bei der Daten-Auswertung wissenschaftlich valide Methoden beachtet werden müssten. Die statistische Auswertung von Massendaten alleine könnten auch in die Irre führen. Uwe Martens warnt ebenfalls vor zu hohen Erwartungen an die neue Methode – wenn auch aus anderen Gründen: „Momentan können wir die Untersuchung noch nicht bei allen Patienten durchführen und wir finden nur bei rund einem Viertel aller Tumore Ansatzpunkte für eine zielgerichtete Therapie“, sagt er. Zudem sei sie nicht bei allen Patienten gleich wirksam. Martens ist aber überzeugt, dass sich Behandlungserfolge in Zukunft häufen werden: „Wir betreuen aktuell einige Patienten, die ganz hervorragend auf ihre individualisierte Therapie anzusprechen scheinen.“