Heilbronner Stimme, 15.05.2018

Brücke in die Zukunft

Die Heilbronner Innova­tionsfabrik ist voll belegt mit Existenzgründern und Jungunternehmern

Wenn man in die Heilbronner Innovationsfabrik hi­neinkommt, dann herrscht fleißige Betriebsamkeit. Das ist kein Wunder: Die vor 20 Jahren zum Gründerzentrum umgebaute alte Maschi­nenfabrik Weipert ist derzeit praktisch voll vermietet, wie Bernd Billek von der Stadtsiedlung sagt – er ist dort für die Ge­werbeimmobilien zuständig. “Nur ein Raum ist frei – weil er relativ groß ist. Nach kleineren Räumen haben wir so viel Nachfrage, dass wir diese gar nicht befrie­digen können.” 59 Firmen haben derzeit ihren Sitz in dem ehrwürdigen Gemäuer, das eine Brü­cke schlägt von der wirtschaftlichen Ver­gangenheit der Stadt in die Zukunft. Die meisten Mieter sind aus dem Bereich IT, E-Commerce und Software. Außerdem sind die Kreativwirtschaft und Ingenieur­dienstleister vertreten. “Rund 70 Prozent der Firmen haben weniger als 50 Quadrat­meter”, sagt Bernd Billek. Dass es für Gründer viele kleine Flä­chen gibt, sei ein zentraler Vorteil der IFH, ist der Abteilungsleiter der kommu­nalen Stadtsiedlung Heilbronn GmbH überzeugt. Und, dass man keinen langfris­tigen Mietvertrag unterschreiben muss. Dass zwei Firmen mehr als 500 Quadrat­meter Fläche gemietet haben und zwei weitere mehr als 200, ist für Billek kein Widerspruch.

Vor allem junge Firmen
Mehr als 70 Prozent der Firmen sind jünger als zehn Jahre alt, jede zweite wurde vor maximal fünf Jahren gegründet. “Wir nehmen da­bei bewusst auch ältere Unternehmen hi­nein”, sagt Billek. Neben den Wirtschaftsförderungsgesellschaften WFH Heil­bronn und WHF seien unter den älteren Firmen eine Graphikdesignerin, die kein Homeoffice mehr machen möchte, ein In­genieur, der jetzt zwei Mitarbeiter hat, und schließlich ein Patentanwalt, der mit seinen Angeboten einfach sehr gut in die IFH passe. Zu den spannendsten Unternehmen zählt die Insion GmbH, deren Geschäftsführer Sven Schönfelder spezielle Sensoren entwickelt, mit denen im Gesund­heitsbereich Spektralanalysen gemacht werden können. Der Clou dabei: Die Spektrometer von Insion passen auf einen einzelnen Mikrochip. Mit einem Online-Shop für Briefhüllen hat Mathias Blanke zunächst Furore ge­macht. Inzwischen ist der Multiunterneh­mer Chef der Firma eSpring. Wie der Name andeutet, geht es dabei wieder um E-Commerce, dieses Mal aber nicht um Produkte, sondern um Marken, die sich für den Vertrieb im Internet eignen. Sol­che, die speziell auf eine neue Generation digitaler Kunden ausgerichtet seien. Die Vielfalt der Firmen zeigt zudem die Fiba-Group von Manuel Fischle, der vor fünf Jahren als Handyreparatur-Service startete, daraus aber mittlerweile eine IT-Firma gebaut hat, die jetzt zusätzlich auch Elektrotechnik und Beleuchtung ins Sor­timent genommen hat.

Neobotiks bleibt in Heilbronn
Und schließlich Neobotiks, ein im Jahr 2010 gegründeter Spezialist für Transportrobo­ter, wie sie in der Automobilindustrie zum Einsatz kommen, der allerdings dem­nächst flügge wird, wie Bernd Billek er­zählt. “Aber sie bleiben in Heilbronn”, freut sich der frühere Wirtschaftsförderer der Stadt Heilbronn – Anfang des Jahres hat Geschäftsführer Till May in Kirchhau­sen ein Grundstück gekauft. “Das ist das Wichtigste.” Noch jung, aber nicht minder vielver­sprechend, ist die 100 Worte GmbH von Daniel Spitzer und Simon Tschürtz, die sich auf automatisierte Sprachanalyse spezialisiert haben: In Echtzeit lesen sie aus kurzen Texten wichtige Persönlich­keitsmerkmale wie Denkstil, Stimmung und Bedürfnisse heraus. Nicht nur die Büros sind ausgebucht, auch die Nachfrage nach den Tagungs­räumen ist so gut wie nie zuvor, sagt Bernd Billek. “Wir haben im vergangenen Jahr umgebaut und sehr viel Wert auf ein ansprechendes Startup-Ambiente gelegt”, sagt er. Neben neuem Mobiliar in der Cantina Nabatian gibt es seither einen Loungebereich und eine ebenfalls regel­mäßig genutzte Chillzone mit Ideenbord in einem Bereich, der bislang kaum ge­nutzt wurde.