Heilbronner Stimme, 26.02.2009
Fest in der Region verankert
Die Innovationsfabrik feiert Jubiläum – Wechselvolle Geschichte
Die große Frage in der Region lautete vor elf Jahren: Wie kann sie ihre Abhängigkeit von der Automobilindustrie verringern? Die Autokrise des Jahres 1993 hatte in der Region und in ihrer Psyche tiefe Spuren hinterlassen. Eine Antwort hieß Innovationsfabrik. Anfang 1998 nahm das Gründerzentrum seine Arbeit auf und löste damit eine Menge weiterer Fragen aus: Brauchen wir so etwas? Die Region hieß noch Franken, die IHK nur Heilbronn, ihr Präsident war noch der Spediteur Otto Christ. Viele Unternehmer taten sich schwer mit dem Gedanken, dass sie über die Innovationsfabrik: mithelfen sollten, potenzielle Wettbewerber aufzubauen. Die Stimmung war schlecht.
Spät dran
Thomas Villinger erinnert sich noch gut an diese schwierige Gemengelage. Bevor er als Geschäftsführer der IFH nach Heilbronn geholt wurde, arbeitete er für eine Unternehmensberatung in Bad Homburg. die europaweit solche Gründerzentren auf den Weg brachte. “Heilbronn war sehr spät dran”, sagt er. Als er sich in der Villmatstraße an die Arbeit machte, gab es die Technologiefabrik in Karlsruhe zum Beispiel schon seit zehn Jahren. “Heilbronn hat ein großes Gründerpotenzial”. erklärt er, warum er sich auf das Abenteuer Heilbronn eingelassen hat, obwohl es ihm damals ein bisschen so vorkam, als sei er in einer ganz anderen Welt gelandet. Das Gebäude in der Weipertstraße, dessen Einweihung vor zehn Jahren in dieser Woche gefeiert wird, war noch eine Großbaustelle. Deswegen schlüpfte die IFH GmbH in der Villmatstraße unter, in einem schmucklosem Bürokomplex, der bis dahin die Büros der Heilbronner Stadtsiedlung beherbergt hatte. Villinger spricht vom “Charme eines großen Einfamilienhauses”, der die ersten Firmen fast zu einer großen Familie werden ließ: “Wir haben da fast zusammengelebt”, sagt er. Ziel des Frühstarts in der Villmatstraße war, dass in die große Innovationsfabrik gleich richtiges Leben einzieht.
Villinger erinnert sich gerne an die „Garagenjahre” der IFH. “Das war eine geniale Zeit.” Auch wenn heute nicht mehr alle Firmen aus der Anfangszeit bestehen. Mitten in die Hochphase des New-Economy-Booms hinein ging die IFH an den Start. Als Softwarezentrum war die Gründerfabrik sogar mittendrin. Bis zum Crash. “Der hat uns kalt erwischt”, gibt Villinger zu.
Gründerklima
Die Zeit hatte aber ausgereicht, die Einrichtungen fest in den Köpfen der Heilbronner und auch im Land zu verankern. Ein ganz anderes Gründerklima ist dadurch entstanden. Und nicht zuletzt auch der Business-Angel-Verein Venture Forum, der Existenzgründer mit Risikokapital versorgt. Den Zukunftsfonds Heilbronn, den Villinger seit zwei Jahren leitet, würde es ohne die IFH heute ebenfalls nicht geben. Gelöst hat die IFH die Frage nach der Abhängigkeit der Region von der Automobilindustrie nicht – die Frage ist aktueller denn je. Den Sinn des Gründerzentrums stellt dennoch niemand mehr in Frage. Jede Firma, die den Backsteinbau in der Weipertstraße erfolgreich verlässt, bringt die Region Heilbronn-Franken ein Stück weiter.